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Einsatzmöglichkeiten von VR/AR in der Technischen Kommunikation: Hype oder Zukunftstechnologien?

In unserem Meetup zur Zukunft der Technische Kommunikation haben wir die Einsatzmöglichkeiten von digitalen Realitäten in der Technischen Dokumentation beleuchtet. Ein Thema, das in der letzten Zeit doch vermehrt auch im Zusammenhang mit Technischer Dokumentation auftaucht. Wir fragen uns, wie weit die Zukunftstechnologien bereits einsatzfähig sind und ob sich der Trend durchsetzen und die Technische Dokumentation revolutionieren wird.

Um zu verstehen, welche Einsatzmöglichkeiten es gibt und wie Virtual Reality und Augmented Reality die Technische Kommunikation beeinflussen können, klären wir zunächst die Begrifflichkeiten und geben dann Beispiele für Einsatz und Verbreitung. Die Einsatzmöglichkeiten von VR und AR in der Technischen Dokumentation sind aktuell durchaus unterschiedlich zu bewerten.


Virtual Reality – Immersion in eine virtuelle Welt

Virtual Reality, kurz VR, ist die Darstellung einer scheinbaren Wirklichkeit und ihrer physikalischen Eigenschaften in einer computergenerierten virtuellen Umgebung. Die Immersion in die virtuelle Realität erfolgt durch eine VR-Brille und gegebenenfalls zusätzlich über mit Tracking-Sensoren bestückte Datenhandschuhe. Die Technologie reagiert auf die Bewegungen des Anwenders, damit wird eine völlig neue Verbindung zwischen Nutzer und Inhalt geschaffen. Virtual Reality kommt heute bereits zahlreich zum Einsatz. Am bekanntesten ist wohl der Gaming-Bereich, hier wird VR bereits seit den 90er Jahren eingesetzt und stetig weiterentwickelt. Virtuelle Technologien helfen im Gesundheitssektor bei der Ausbildung, Piloten und Astronauten absolvieren Trainings in Flugsimulationen, in der Architektur können Gebäude in einer virtuellen Welt simuliert werden. Generell bietet VR für den Aus- und Weiterbildungssektor enormes Potential.


Vielversprechende Möglichkeiten in der Technischen Kommunikation

In der Industrie kommen VR-Anwendungen in der Planungsphase, der Visualisierung von Arbeitsprozessen und in der Produktsteuerung zum Einsatz. VR bietet damit auch vielversprechende Möglichkeiten für die Technische Kommunikation.

  • Prototyping: Produkte und Prozesse, die noch nicht existieren, können in einer virtuellen Welt dargestellt und aus allen Blickwinkeln betrachtet und auf Fehler geprüft werden. Damit sparen Unternehmen Kosten und Zeit. In der Automobilindustrie können zum Beispiel neue Modelle in einer 3D-Welt beurteilt werden. Das ermöglicht Entwicklern frühzeitig einen realistischen Gesamteindruck.
  • Produktionsabläufe: Mit VR können Produktionsabläufe virtuell simuliert werden. Dadurch wird der Ablauf effizienter gestaltet und die Produktion beschleunigt. Hierbei sind enorme Zeit- und Kostenersparnisse für Unternehmen bei der Entwicklung von Produkten möglich.
  • Aus- und Weiterbildungen: Virtual Reality bietet durch Interaktionsmöglichkeiten und räumliche Erlebniswelten ein sehr hohes Potenzial im Bereich Aus- und Weiterbildung. Mitarbeiter können Maschinen virtuell bedienen oder den Ablauf von Arbeitsprozessen trainieren. VR eignet sich besonders, wenn reale Trainings sehr teuer sind oder ein hohes Verletzungsrisiko besteht. Virtual Reality Anwendungen bieten daher für Unternehmen eine skalierbare und kostengünstige Möglichkeit Trainings an Industriemaschinen durchzuführen.


Was soll’s? Vorteile und Nachteile von Virtual Reality

Die Vorteile von VR liegen auf der Hand und ergeben sich aus den zahlreichen Anwendungsbeispielen. Welche Nachteile sind jedoch mit der neuen Technologie verbunden?

In VR-Anwendungen lassen sich Informationen unabhängig von der realen Welt darstellen. Die realitätsnahe Planung an 3D-Visualisierungen von Maschinen, das Testen von Funktionsweisen sowie die Simulation von Maschinenabläufen sind große Vorteile für die Technische Kommunikation.
Gefährliche Situationen und komplexe Produkte können einfach simuliert werden. Damit ergeben sich innovative Möglichkeiten für den Trainings- und Schulungsbereich. Durch VR wird ortsunabhängiges, kollaboratives Arbeiten mehrerer Mitarbeiter in einem virtuellen Raum möglich.

Den genannten Vorteilen stehen jedoch die immens hohen Kosten und der zeitliche Aufwand zur Erstellung einer virtuellen Welt entgegen. Zudem sind auch die Endgeräte sehr teuer. Die kognitive Überlastung durch das Tragen einer VR-Brille ist genauso wenig zu unterschätzen wie die generelle Gefahr durch die nicht wahrnehmbare Realität. Auf die technische Redaktion kommen mit VR-Anwendungen völlig neue Anforderungen zu. Zudem stellt die benötigte Rechenleistung von VR-Welten Anwender und Systeme vor große Herausforderungen.
Als Stolperstein erweist sich zudem das Fehlen standardisierter CAD-Daten, mit denen sich die Maschinen in der virtuellen Welt simulieren lassen.


Was ist Augmented Reality? Und wo wird sie eingesetzt?

Eine Vermischung der virtuellen Realität und der physischen Realität wird gemischte Realität (englisch Mixed Reality, auch Augmented Reality, kurz AR) genannt. Bei der Augmented Reality wird die Wirklichkeit um computergenerierte Objekte erweitert wird. Mittels eines mobilen Devices wird auf die reale Welt eine zusätzliche Informationsschicht gelegt. Das AR-System scannt also die reale Umgebung und identifiziert dabei geometrische Flächen und Objekte. So kann das digitale Objekt optimal in die reale Welt eingeblendet werden.
Heute gibt es schon zahlreiche Anwendungsbeispiele für Augmented Reality. Mit AR-Produkt-Konfiguratoren können Benutzer Produkte in Echtzeit anpassen und als 3D-Modelle im Raum anzeigen lassen. Veranstalter von Events können mit AR neue Erlebnisse für die Besucher schaffen. In Architektur und Landschaftsbau findet AR seine Anwendung: Gebäude und Pflanzen lassen sich virtuell in den Raum stellen. Augmented Reality ist wie gemacht für Inneneinrichtung und Möbel. Kunden können damit sehen, wie Gegenstände in ihrem Raum aussehen. Daneben finden sich viele weitere Einsatzmöglichkeiten in Training, Navigation, Shopping, Gaming, Social Media etc.


Augmented Reality in der Technischen Kommunikation

Für die Technische Dokumentation eröffnet Augmented Reality viele neue Möglichkeiten. Das Anzeigen von Zusatzinformationen an realen Objekten kann sehr nützlich sein, um komplexe Aufgaben zu bewerkstelligen. Passende Einsatzbereiche in der Industrie sind Produktion und Fertigung, Wartung, Service und Reparatur sowie Ausbildung und Schulung.
Anwender müssen zwischen Maschine und Technischer Dokumentation hin und her springen. Durch eine AR-Brille kann die Information direkt in die Umgebung übertragen werden und der Anwender hat die Hände frei, um Maschinen oder Geräte zu bedienen. Die Informationen werden in Echtzeit, dynamisch und passgenau zur aktuellen Situation des Anwenders angezeigt. Solche Informationen können Komponenten oder Sicherheitshinweise sein, Inhalte können live übersetzt werden, fehlendes Material oder Ersatzteile können direkt aus der Anwendung bestellt werden. Ein Servicetechniker kann zum Beispiel durch eine AR-Lösung schrittweise durch eine Wartung durchgeführt werden oder ein Training an einer ihm unbekannten Maschine durchlaufen.


Vorteile und Nachteile von Augmented Reality

AR unterscheidet sich von VR durch den Grad an Virtualität und genau hier liegt auch der Vorteil, da ein niedriger Virtualitätsgrad beim Anwender eine höhere Akzeptanz bedeutet. Smartphones und Tablets sind weitverbreitet, so dass sich im Endkundenmarkt bereits viele AR-Anwendungen finden. Die Möglichkeiten mit AR sind fast unendlich. Sie versprechen skalierbar zu sein und Kosten zu sparen. Sogar Endnutzer selbst könnten AR-Lösungen nutzen, um kleinere Reparaturarbeit oder Problemdiagnosen selbst durchzuführen.
Im Gegensatz zu VR sind AR-Anwendungen jedoch nur vor Ort direkt anzuwenden. Damit Servicetechniker beide Hände frei haben, macht der Einsatz einer AR-Brille durchaus Sinn. Die Endgeräte sind jedoch noch sehr teuer. Entwicklung und Aufwand für die Technische Redaktion sind sehr hoch.

Wo steht VR/AR in der Technische Kommunikation heute?

Sind Virtual Reality und Augmented Reality Anwendungen nur ein Hype in der Industrie oder werden sie sich zu einem festen Bestandteil entwickelt? Wir sind davon überzeugt, dass sowohl VR als auch AR Anwendungen in der Technischen Kommunikation einen hohen Mehrwert bieten können.

Um die richtigen virtuellen Erlebnisse für Anwender zu schaffen, muss eine entsprechende Datenbasis vorhanden sein. Eine intelligente, topic-basierte Bereitstellung aller Informationen eines Unternehmens ist entscheidend. Daten müssen strukturiert und automatisiert verfügbar gemacht werden. Wir denken, dass der Durchbruch von VR/AR zunächst beim Endnutzer geschafft werden muss, damit sich entsprechende Anwendungen verbreiten und neue Formate geschaffen werden. Für einen großflächigen Einsatz müssen die Kosten zunächst sinken und die Technologien allgemein verfügbar sein. Aktuell sind für den Einsatz von VR/AR in einer Technischen Redaktion folgende Voraussetzungen maßgebend: Zieldefinition, Zielgruppenanalyse, Ermittlung eines passenden Anwendungsfalls und eine Kosten-Nutzen-Abwägung.

Wir sehen besonders bei AR-Anwendungen großes Potential für die Industrie 4.0 und die Zukunft der Technische Dokumentation.

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Maraike Heim
Senior Marketing Manager