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DPP in der Praxis: Wie der digitale Produktpass zum Motor für den Informationshub wird
Der digitale Produktpass (engl. Digital Product Passport, kurz: DPP) ist die digitale Identität für ein physisches Produkt. Zukünftig wird er als zentrales Instrument detaillierte Informationen über Materialien, Komponenten, Reparierbarkeit, Ersatzteile und Entsorgung eines Produkts enthalten. Daten aus allen Phasen des Produktlebenszyklus von der Herstellung bis zum Recycling zu bündeln, soll die Kreislaufwirtschaft stärken, für mehr Transparenz sorgen und helfen, Produkte nachhaltiger zu gestalten. Seine schrittweise Einführung ist ab 2027 geplant.
„Doch viele Unternehmen stehen dieser digitalen Lösung noch skeptisch gegenüber“, so das Fazit einer gemeinsamen Umfrage des Umweltbundesamtes (UBA) und der Bundesnetzagentur (BNetzA) unter mehr als 1.500 Betrieben in Deutschland. „Etwa die Hälfte der befragten Unternehmen verbindet den digitalen Produktpass vor allem mit mehr Bürokratie und steigenden Kosten.“
DPP als Chance für digitale Geschäftsmodelle
Gerade weil Produktdaten in vielen Unternehmen häufig noch in voneinander isolierten Informationssystemen verstreut und oft nicht standardisiert sind, überrascht dieses Stimmungsbild wenig. Eine Herkulesaufgabe, die sich der Gesetzgeber da wieder ausgedacht hat! Wer den digitalen Produktpass jedoch nur als lästige gesetzliche Pflicht oder als weiteres Datensammelprojekt versteht, schöpft das Potenzial dieses Instruments nicht aus. Was es braucht, ist ein Wechsel des Mindsets: weg vom Problemdenken und hin zu einer zukunftsorientierten Haltung, die den DPP als Chance begreift, die digitale Reife des Unternehmens voranzutreiben. Der wahre Mehrwert besteht darin, eine Informationslandschaft zu schaffen, in der Daten nicht mehr nur gesammelt, sondern strategisch genutzt werden.
Unternehmen, die diesen Perspektivwechsel vollziehen, werden schnell erkennen, dass hinter der regulatorischen Pflicht ein enormes Innovationspotenzial steckt. Der DPP zwingt zur Strukturierung, Standardisierung und Vernetzung von technischen Informationen – genau die Voraussetzungen, die nötig sind, um Informationen intelligent bereitzustellen. Wer diesen Weg aktiv geht, schafft die Basis für nachhaltige Transparenz, datengetriebene Services, kundenzentrierte Informationsangebote und letztlich für die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
Vom Datensilo zum Wissensnetzwerk
Damit der digitale Produktpass kein weiterer Datencontainer wird, müssen Unternehmen ihre Informationsstrategie neu denken. In den meisten Organisationen sind Produktinformationen über zahlreiche Systeme verteilt – PIM, ERP, CMS oder Lieferantendatenbanken – und folgen unterschiedlichen Logiken und Begriffswelten. Diese Fragmentierung verhindert, dass Wissen als Ganzes nutzbar wird. Der Weg aus diesem Zustand führt über semantische Technologien: Wissensmodelle in Form von Ontologien und Thesauri repräsentieren das Firmenwissen. Wissensgraphen verbinden Datenquellen. Daraus entsteht eine lebendige Informationslandschaft, in der Beziehungen zwischen Daten sichtbar und maschinenlesbar werden. So verwandeln sich isolierte Daten in vernetzte, interpretierbare Informationen, die von datengetriebenen Anwendungen genutzt werden: vom digitalen Produktpass über digitale Zwillinge bis Predictive Maintenance.
Ein zentraler Aspekt liegt in der Zukunftsfähigkeit dieser Datenarchitektur. Wissensgraphen bieten von Natur aus Skalierbarkeit und Interoperabilität. Sie schaffen eine gemeinsame semantische Grundlage, über die Daten aus verschiedenen Systemen miteinander in Beziehung treten können – unabhängig von ihrer Herkunft oder Struktur. Damit entsteht eine stabile Brücke zwischen Systemen wie PIM, ERP, CMS oder CDP. Eine solche Strategie der vernetzten Daten macht den digitalen Produktpass langfristig erweiterbar und anschlussfähig für künftige Anforderungen.
Intelligente Informationsbereitstellung ist kein Hexenwerk
Um die wertvollen Informationen für den digitalen Produktpass und weitere datengetriebene Anwendungen zu nutzen, braucht es ein System, das Informationen kontextbezogen verknüpft, strukturiert und in der richtigen Form ausgibt. Genau hier setzt PANTOPIX SPHERE an. Die Knowledge Plattform ermöglicht es, komplexe Produktinformationen zentral zu managen und sie für unterschiedliche Zielgruppen und Anwendungen automatisiert bereitzustellen – unabhängig davon, ob der Ausgabekanal ein Kundenportal, eine Service-App oder der DPP selbst ist.
„Wir entwickeln schon sehr lange innovative Informationssysteme und schaffen KI-basierte Lösungen, um aktuelle Produktinformationen standardisiert und automatisiert bereitzustellen“, erklärt Maximilian Gärber die Intention. „Den Kern dieser Lösung bildet ein Wissensgraph, der als Single-Source-of-Truth unternehmensspezifisches Wissen abbildet.“ So entstehe eine Umgebung, in der Daten nicht nur gespeichert, sondern verstanden werden. Inhalte aus verschiedenen Quellen werden erfasst, semantisch vernetzt, mit Metadaten angereichert und dynamisch ausgespielt. Dadurch werden Informationen für jeden Anwendungsfall präzise und effizient zugänglich. Sei es für Techniker im Service, für Nachhaltigkeitsberichte oder für regulatorische Anforderungen.
Die Vorbereitung für den DDP bringt damit viele übergeordnete Vorteile für ein Unternehmen mit sich wie zum Beispiel:
- Zentralisierung des Wissens
- Vernetzung von Informationen
- Automatisierung von Prozessen
- Intelligente Informationsprodukte
- Verbesserte Kundenzufriedenheit (Service, Partner, Endkunden)
- Erhöhte Zukunftssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit
In diesem Kontext wird der DPP zu einem sichtbaren Ausdruck einer ganzheitlichen Informationsstrategie: Er ist einer von vielen möglichen Kanälen, über die Wissen gezielt verbreitet wird. Er ist nicht Kosten-, sondern Innovationstreiber, der Unternehmen dazu motiviert, ihre Datenbasis zu strukturieren, zu pflegen und sich für die Zukunft aufzustellen.
DPP Cheat Sheet
Folgende Inhalte sind für den digitalen Produktpass gesetzlich vorgeschrieben:
- Einzigartige Produktkennungen
- Zertifikate und Konformitätsdokumente
- Materialien und enthaltene Stoffe (einschließlich gefährlicher Stoffe)
- CO₂-Fußabdruck und Umweltauswirkungen
- Reparatur- und Wartungsinformationen
- Bedienungsanleitungen und Entsorgungshinweise
Sandy Hedig
Marketing Manager
PANTOPIX
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Ihr Ansprechpartner
Maraike Heim
Head of Marketing
- maraike.heim@pantopix.com
